In diesem Blog-Eintrag will ich meine Erkenntnisse schildern, die ich während meines Tinnitus gesammelt habe.
For the non-german-readers of this blog: This blog post deals with the experiences I made during my tinnitus.

Zur Vorgeschichte

Am Dienstag vor genau zwei Wochen wachte ich im frühen Morgen von einem hohen Fiepen im Ohr auf. Da ich bis dahin noch nie Probleme mit meinen Ohren hatte, wartete ich den Dienstag ab und hoffte auf Besserung. Leider wurde es auch am Mittwoch nicht besser. Ich muss dazu sagen, dass mich z. B. bereits leise Geräusche beim Einschlafen stören. So nehme ich das Entladen von Kondensatoren als extrem nervig wahr. Der Ton in meinem Ohr bzw. Kopf hatte in etwa die gleiche Frequenz. Bevor ich also verrückt werden würde, entschloss ich mich, einen Arzt aufzusuchen.

Die Suche nach einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt

Während der Sommerferien im Allgemeinen und der Werksferien von Volkswagen im Speziellen, ist hier in Wolfsburg wenig los. Das trifft auch auf die Besetzung der Arztpraxen zu. Ich versuchte den halben Mittwoch eine Arztpraxis zu erreichen. Highlight war unter anderem, dass ich in vier Arztpraxen von deren Anrufbeantwortern auf die nächste Vertretung verwiesen wurde, von denen die letzte Vertretung nicht erreichbar war. Teilweise waren bei Google die Telefonnummern der Praxen veraltet oder die Öffnungszeiten stimmten nicht. Hier bekam ich dann auch die erste Idee, eine simple Webseite zu entwickeln, auf der die Ärzte ihre Vetretung eintragen können.

Letztendlich erreichte ich dann telefonisch doch noch eine Arztpraxis, in der mir gesagt wurde, dass diese keinen neuen Patienten aufnehmen. Ich solle doch in die Notaufnahme fahren. Die zweite Anforderung für die Webseite war also ein simple Checkbox: “Nimmt neue Patienten auf”.

Verwechslung in der Notaufnahme

Am Donnerstag Vormittag fuhr mich meine Frau in die Notaufnahme. Ich bekam ein Bändchen mit Barcode um das Handgelenk und wurde in die HNO-Abteilung geschickt. Auf dem Weg dahin überlegte ich, dass es eigentlich ganz cool wäre, wenn man mit dem Bändchen sich seinen Weg durch das Klinikum zeigen lassen könnte. Sei es über einen RFID anstelle des Barcodes oder einen RasPi mit Barcode-Leser und Mini-LCD in den Gängen.

Nachdem ich in der HNO-Abteilung ankam, bin ich direkt verwirrt gewesen. Nirgendwo ein Arzt oder Zimmer, wo ich mich hätte anmelden können. Im Wartezimmer wurde mir gesagt, dass irgendwann eine Ärzten vorbeikommt. Dem war auch glücklicherweise so. So ein automatisierter Check-In wäre nett gewesen…

Ich wurde überraschend schnell ins Behandlungszimmer gerufen. Insgesamt war ich bis dahin nur ca. 45 Minuten im Klinikum. Im Behandlungszimmer fragte mich die Ärztin, ob die Ohrschmerzen sehr stark seien. Ich war wieder verwirrt. Das Geräusch war nervig, aber nicht unbedingt schmerzhaft. Wir stellten beide fest, dass es noch einen weiteren Patienten mit meinem Nachnamen gab. Glück für mich: ich durfte im Behandlungszimmer bleiben und sparte somit jede Menge Zeit. Was mich natürlich andererseits schockierte: Was wäre passiert, wenn sie mir ohne weitere Nachfragen Tabletten gegeben hätte, die überhaupt nicht zu meinen Symptomen passten? Mit einer gezogenen Nummer im Wartezimmer und einem Abgleich mit meinem Handgelenkbändchen wäre das alles erst gar nicht passiert.

Hörtest

Mit meiner Krankenakte und meinem Handgelenkbändchen wurde ich zum Hörtest geschickt. Während sich die zuständige Ärztin auf ihre langsame PC-Software wartete und ich sah, wie der Ladeanzeige im LCD des Hörtestgeräts bedrohlich blinkte, irritierte mich der laute PC-Lüfter. Der gesamte Raum war so isoliert, dass man von draußen absolut nichts hörte. Aber dafür brummte der PC. Nervig. Der Hörtest sollte gerade losgehen, als plötzlich der Akku des Hörtestgeräts leer war. Hätte das Ding gepiept, hätte man das wahrscheinlich schon vorher gemerkt.

Der Hörtest verlief ohne nennenswerte Unterbrechungen. Ich drückte den Knopf, wenn mich mal das Brummen des PCs nicht ablenkte. Alles in allem hatte ich wohl ein glückliches Händchen. Mir wurde das Gehör eines jungen Gottes bescheinigt. Ein junger Gott mit Tinnitus oberhalb von 8 kHz.

Rezepte

Ich durfte mit meinem (ausgedruckten) Testergebnis in der Hand wieder runter in die HNO-Abteilung, wartete kurz und wurde herein gerufen. Die behandelnde Ärztin verschrieb mir Tabletten. Ich bekam einen Zettel mit dem Rezept in der Hand und sollte diesen in der Notaufnahme abgeben. Außerdem erfuhr ich, dass mich nun der HNO, bei dem ich als letztes angerufen hatte, aufnehmen musste.

Den Tag im Klinikum beendete ich damit, dass mir in der Notaufnahme der Zettel mit dem Rezept durch ein wirkliches Rezept ersetzt worden war und ich wurde entlassen.

Terminklärung beim HNO

Im Anschluss an den Krankenhausbesuch rief ich die HNO-Praxis an. Leider nur Anrufbeantworter ohne Ansage. Scheinbar war für heute bereits der Arbeitstag zu Ende. Ich rief am nächsten Tag noch einmal früh an, ärgerte mich über eine äußerst schlechte Warteschleifenmusik, wurde als Patient aufgenommen und bekam direkt für den folgenden Montag einen Termin.

An dieser Stelle fragte ich mich, warum so wenig Arztpraxen die Buchung von Terminen über das Internet ermöglichen. Die Dienste sind ja vorhanden. Für mich als Person, die äußerst ungern telefoniert, wäre das ein Segen. Außerdem wären die Arthelferinnen vermutlich deutlich weniger gestresst. Viele der Telefonate drehen sich vermutlich (?) um Terminabsprachen.

Termin beim Arzt

Montag Nachmittag suchte ich die Arztpraxis auf. Wegen schlechterer Beschilderung liefen ich und ein weiterer Patient bis in die 4. Etage – nur um festzustellen, dass die Praxis im Erdgeschoss war (Memo für die Webseite: Etage und Barrierefreiheit muss sich eintragen lassen).

Nach einer sehr kurzen Wartezeit von 10 Minuten war ich an der Reihe. Ich durfte wieder einen Hörtest absolvieren – den ich auch diesmal mit gutem Drückergebnis meisterte. Der Arzt schrieb mich für den Rest der Woche krank.

Eine Woche später

Die “Erlebnisse” während des Tinnitus beschäftigen mich immer noch. Als Softwareentwickler bin ich es gewohnt, Probleme zu identifizieren und Prozesse zu optimieren. Da sich die Ärzte aber keine Sorgen um einen Mangel an Patienten machen müssen, wird es wohl schwer werden, dort etwas zu optimieren. Der Druck und das Ärgernis besteht eher auf Seite des Kunden (Patienten).

An dieser Stelle muss ich auch noch einmal sagen, dass ich mich von den beiden Ärztinnen im Krankenhaus gut und nett behandelt fühlte. Diese mussten alleine (!) beide Abteilungen leiten, da der Rest der Kollegen krank war. Auch der HNO-Arzt und seine Mitarbeiterinnen waren nett und sympathisch. In diesem Sinne: +1 für die Ärzte, -1 für Prozesse und -1 für das Gesundheitssystem.

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